Ina Deter

1982 veröffentlichte die Ina Deter Band das von der NDW beeinflußte Pop-Album Neue Männer braucht das Land. Hinter der Interpretenbezeichnung steckte gleichwohl keine feste Gruppe (selbst die treuen Mitarbeiter Micki Meuser und Manni Holländer hatten eigentlich ihre eigene Band namens Nervous Germans). Frontfrau Ina Deter präsentierte sich auf der Bühne nun manches Mal beängstigend kämpferisch und divenhaft, wenn sie etwa in den Refrains der Lieder Neue Männer braucht das Land sowie Ob Blond, ob Braun, ob Henna alle vorhandenen Männer als unbrauchbar und auszutauschen herabwürdigte. Diese Vorstöße wurden jedoch zugleich mittels vieler anderer Elemente beschwichtigt, z.B. durch ulkige und bezugslose Strophentexte gerade in jenen Liedern, durch die männliche Bandbesetzung, oder auch durch ebenfalls zahlreich gesungene Liebeslieder.

Erst im Sommer 1983 stiegen Album und Titelsong in die deutschen Charts ein. Daß trotz monatelanger Verweildauer darin keine einstelligen Platzierungen erreicht wurden, steht im Mißverhältnis zur Bedeutung des Liedes. Mit seiner weithin als schwammig emanzipatorisch gedeuteten Titelzeile gilt dieses bis heute als Politikum. Zudem hielten die Rundfunksender damals wegen der angespannten bundespolitischen Lage Vorsicht für geboten. Andererseits entwickelte sich der Spruch „(Neue) (Männer) braucht das Land“ schon bald in allen Kreisen und im gesamten deutschen Sprachraum zu einem Geflügelten Wort. Eine Google-Abfrage ergibt mehrere hunderttausend Treffer.

Dank des Trubels um Neue Männer braucht das Land zählte Ina Deter Mitte der 1980er Jahre zu den Stars der deutschen Musikszene. Die Ina Deter Band bestritt dazu eine Tournee mit rekordverdächtigen 180 Konzerten, darunter auch Beteiligungen an Festivals in den Niederlanden und in Dänemark. Weitere Höhepunkte der Phase: Konzertmitschnitte im Fernsehen bei Rock aus dem Alabama bzw. Live aus dem Alabama (1983, 1986), Live-Gesang in der live ausgestrahlten ZDF-Hitparade (2 x 1983, 1986), Auftritt beim Festival des politischen Liedes in der DDR (1983), Portrait für die Fernseh-Doku Frauen unter Strom (1984), Mitwirkung am Benefiz-Projekt Band für Afrika (1985), Bestandteil des Aufgebots von Rock am Ring (1987). Anders als auf den Tonträgern wurde die Musik bei den Konzerten in der Tat rockig umgesetzt. Obwohl schon im vierten Lebensjahrzehnt befindlich, wirkte Ina Deter noch immer sehr jugendlich, nicht zuletzt wegen ihrer quirligen Natur bei 1,50 m Körpergröße. Als Konstante an ihrem oft wechselnden Erscheinungsbild fungierte eine pinkfarbene E-Gitarre, die jetzt im Gronauer Rock’n’Popmuseum ausgestellt ist.

Hatten die Ideen für das schwächer angenommene Album Mit Leidenschaft (1984) wohl unter der fehlenden Ruhe gelitten, gelang mit dem Nachfolger Frauen kommen langsam – aber gewaltig (1986) wieder ein größerer Erfolg. An der Arbeit hierfür waren ihr damaliger Lebenspartner Jo Steinebach und Edo Zanki beteiligt; als Interpretin ist nur noch „Ina Deter“ angegeben. Der Titelsong wandelte auf dem erprobten schmalen Grat zwischen Provokation und Harmlosigkeit, nur daß Ina Deter bei Auftritten zusätzlich per geballter Faust die Reaktionen des Publikums testete.

Quelle: Wikipedia